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Die Verführung durch Angst – warum Alarmismus uns nicht weiterbringt
„Künstliche Intelligenz wird deine Branche zerstören.“ „Nur wer jetzt handelt, hat noch eine Chance.“ „Wer nicht binnen 30 Tagen seine Prozesse automatisiert, wird abgehängt.“
Solche Sätze begegnen uns täglich. In Videos, in Mails, in Social-Media-Posts. Sie wirken dringlich, dramatisch, unumgänglich. Und genau das ist ihr Zweck: Sie sollen nicht informieren, sondern unsere Aufmerksamkeit erzwingen. Und sie tun das mit einem sehr menschlichen Hebel: Angst.
Wir Menschen reagieren stark auf Gefahren. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Risiken früher und stärker zu erkennen als Chancen. Diese sogenannte „Negativity Bias“ ist evolutionär sinnvoll – aber in der heutigen Informationsflut kann sie zur Falle werden.
Denn je häufiger wir solchen Alarmmeldungen begegnen, desto mehr verändert sich unser Blick: Wir werden misstrauisch, unruhig, entscheidungsmüde. Oder wir stumpfen ab. Die Folge: Wir handeln gar nicht mehr, sondern lassen uns treiben. Zwischen Frust und Fatalismus.
Warum der Alarmismus so gut funktioniert
Studien zeigen: Negativ gefärbte Inhalte verbreiten sich schneller, erzeugen mehr Klicks, lösen mehr Reaktionen aus. In den sozialen Medien werden sie von Algorithmen bevorzugt ausgespielt. Was wie eine objektive Welle erscheint, ist oft ein verstärkter Effekt – erzeugt durch das Zusammenspiel aus Reiz, Technik und Resonanz.
Der eigentliche Inhalt spielt dabei oft nur eine Nebenrolle. Entscheidend ist die Verpackung: laut, grell, drohend oder euphorisch. Auf den ersten Blick kompetent, auf den zweiten meist nur: übertrieben.
Das Problem ist nicht, dass es keine Herausforderungen gibt. Sondern, dass sie verzerrt dargestellt werden. Und dass wir immer wieder auf Stimmen hereinfallen, die erst laut schreien – und dann wenig Substanz liefern.
Was hilft gegen den Sog der Panikmacher?
Wer sich selbst dabei ertappt, hektisch auf „Jetzt buchen!“ zu klicken oder sich durch Angst treiben zu lassen, sollte innehalten. Die alte 24-Stunden-Regel wirkt Wunder.
Was genau wird hier behauptet? Gibt es Belege? Wird eine echte Lösung angeboten oder nur ein Gefühl erzeugt?
Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die nicht nach dem dritten Panikpost ihr Pulver verschossen haben. Sie melden sich oft später, durchdachter, leiser – aber sie haben Substanz.
In Anlehnung an Kant: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Das gilt nicht nur für Philosophiestudierende, sondern für alle, die in diesen Zeiten Orientierung suchen.
Orientierung entsteht nicht durch Reizüberflutung, sondern durch Austausch. Wer reflektiert, wer nachfragt, wer sich Rat holt, bleibt handlungsfähig.
Was hilft gegen den Sog der Panikmacher?
Ich bin kein Prophet, kein Visionär im Scheinwerferlicht. Ich bin ein Mensch mit Erfahrung, mit einem Blick für Entwicklungen, mit Lust auf sinnvolle Lösungen. Viele meiner Kundinnen und Kunden kommen zu mir, wenn sie genug vom „immer lauter, immer hektischer“ haben. Sie suchen ein Gespräch – nicht das nächste Heilversprechen.
Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, Angst zu machen. Sondern darin, Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu klären, Optionen aufzuzeigen. Ohne Druck. Ohne Dramatisierung. Dafür mit dem Anspruch, gemeinsam tragfähige Wege zu finden.
Oder, wie Lessing es formulierte: „Es ist nicht Wahrheit, was ich besitze, sondern die Wahrheit, nach der ich redlich ringe.“
Ich freue mich auf dieses Ringen. Im Gespräch. Auf Augenhöhe.
Literatur und Quellen:
Stuart Soroka et al. (2019): Negativity bias, news content and emotional responses, PNAS. https://doi.org/10.1073/pnas.1908369116
Edelman Trust Barometer 2023/2024: https://www.edelman.com/trust-barometer
Bernhard Pörksen: Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung, Hanser, 2018
Miriam Meckel: Next. Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns, dtv, 2023
Seth Godin: This is Marketing, Portfolio/Penguin, 2018
Kant, Immanuel: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, 1784
Gotthold Ephraim Lessing: Über die Wahrheit, diverse Reden und Fragmente
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